Alter Spürhund kann's nicht (lassen)

 

Luigi Rastelli ist pensioniert. Da er aber davon überzeugt ist, dass sein messerscharfer Verstand täglich neue Herausforderungen braucht, um Geist und Körper eines Vollblutkriminalisten in Form zu halten, arbeitet er nebenberuflich als Kaufhausdetektiv. Da es in seinem Heimatort Holmesdorf aber keine Kaufhäuser gibt, muss er zunächst mit dem einzigen Supermarkt vorlieb nehmen, in dem er ehrenamtlich auf die Jagd nach Ladendieben geht.
Das gestaltet sich sehr schwierig, da inzwischen 450 der 500 Einwohner Luigi Rastelli sehr gut kennen und auch erkennen, selbst wenn er sich als Bäuerin oder Tourist verkleidet. Bei den verbleibenden 50 Einwohnern findet er aber auch selten potentielle Klienten, da das meistens Kleinkinder sind, die nicht alleine einkaufen, bettlägerige Senioren, die in dem Heim Altensruh wohnen, oder gar ganz »normale« Bürger, die niemals auf die Idee kämen, in einem Supermarkt zu stehlen.

Was für ein grandioser Glücksfall, als eines Tages ein alter, klappriger VW-Bus vor dem Supermarkt hält, 2 maskierte, schwer bewaffnete Männer herausspringen, während der dritte Mann mit laufendem Motor und laufendem Autoradio (Zithermusik) vor dem Supermarkt wartet. Luigi kann also einen richtigen Überfall beobachten. Die  Ganoven zwingen im Laden die Kassiererin mit vorgehaltenen Waffen zur Herausgabe des gesamten Bargeldes, greifen sich noch Zigaretten und 2 Schnapsflaschen, und schon ist der Spuk wieder vorbei.
Luigi verlässt seine Deckung hinter der Käsetheke, reißt sich die Perücke vom Kopf, wischt sich den Schweiß aus der Stirn und versucht seinen Atem unter Kontrolle zu bringen.
Nachdem der VW-Bus außer Sichtweite ist, zückt Luigi sein Notizbuch und verhört die Kassiererin. Sie muss ihm genau beschreiben, wie groß und schwer die Maskierten wohl waren, ob sie die Augenfarbe erkannt hat und ob sie die Stimmen wiedererkennen  würde. Außerdem wäre es extrem wichtig, welche Zigaretten- und Schnapsmarke die Täter gewählt haben. Aus diesen Vorlieben kann man heutzutage richtige Täterprofile erstellen, klärt er die immer noch schockierte Kassiererin auf, die ihn aber beherzt fragt: »Wollen sie nicht die Polizei rufen?«
»Ich BIN die Polizei!«, donnert Luigi entrüstet. »Na, ja, ich bin jetzt pensioniert, aber man verlernt das ja nie! Aber sie haben recht, wir sollten einen Streifenwagen rufen, da ich ja die Täter nicht verfolgen kann. Seit mir irrtümlicherweise der Führerschein abgenommen wurde, kann ich ja auch nicht mehr in der Stadt arbeiten. Wenn ich mit der Bahn fahren müsste ....«
»Ich habe mir das Kennzeichen von dem VW-Bus gemerkt«, unterbricht ihn die Kassiererin, »und er ist auf den Feldweg zum Feldberg eingebogen«. »Na, das Nummernschild ist ja mit Sicherheit gefälscht oder gestohlen, das hilft uns nicht weiter«, belehrt Luigi sie. Er erzählt ihr, von alten Fällen und dass er in 35 Dienstjahren noch nie einen Bankräuber oder Raubmörder getroffen hat, der mit seinem eigenen Auto zur Arbeit fährt. Während er von seinem spektakulärsten Fall erzählt, wie er auf einem Autobahnrastplatz einen Mörder überführt hat, obwohl Giftmorde ja eigentlich nur von Frauen begangen werden, dieser hinterlistige Ganove der Pharmaindustrie ihn aber nicht täuschen konnte...., greift die Kassiererin zum Telefon und wählt 110..